Knallharter Ausdauersport auf zwei RĂ€dern
Frickenhausen: Lokalmatadore und Weltmeister greifen bei Endurorennen an
Von Christine Piskay
Der Motocross-Sport ist den meisten Nicht-Motorradfahrern durchaus ein Begriff. Was es aber mit dem Endurofahren auf sich hat, können nur wenige beantworten. Wer am vergangenen Wochenende den Weg ins beschauliche Frickenhausen eingeschlagen hat, wurde darĂŒber im Rahmen des 27. und 28. Lauf des ADAC CrossCountry Enduro-Cup SĂŒd bestens aufgeklĂ€rt. Dort vibrierte die Luft, Motoren knatterten und Hunderte Enduristen schwitzten um die Wette. Vor allem aber konkurrierten sie ehrgeizig um die vorderen PlĂ€tze â wohl wissend, dass sich einige international erfolgreiche Piloten unter das bunte Fahrerfeld gemischt haben. âEnduranceâ bedeutet Ausdauer als auch Durchhaltevermögen, das den Sportler/innen in hohem MaĂe abverlangt wurde. Die knapp fĂŒnf Kilometer lange Rennstrecke forderte zudem eine gehörige Portion technisches Geschick ein, da sie alles aufwies, was die Natur zu bieten hatte: BaumstĂ€mme, Felsen, Schlammlöcher, Wurzeln und vieles mehr. Zahlreiche anspruchsvolle Passagen, enge Pfade durch den Wald, sowie der knifflige Hindernis-Enduropark beispielsweise zwangen die Motorradfahrer/innen dazu, das Tempo zu drosseln und das Gas wohl zu dosieren. Gerade auch die Steinfelder waren nicht zu unterschĂ€tzen, warteten sie regelrecht darauf, dass sich zahlreiche Reifen in den Spalten verkeilen. Geschwindigkeit ist also nicht alles, wobei das Streckenbauteam auch schnelle Rennabschnitte mit einbaute, inklusive einiger Sprungschanzen, die fĂŒr interessante Flugmanöver sorgten. SprĂŒnge, Kurven und sogenannte Waschbrettpassagen auf breiten Pisten zeichnen Motocross-Strecken aus, wobei diese meist wesentlich kĂŒrzer als Endurostrecken sind und keine weiteren Hindernisse aufweisen. Beide Sportarten haben jedoch gemein, dass es an körperlicher Fitness, absoluter Beherrschung des Motorrades, Mut und Konzentration nicht mangeln darf, um an einem Rennen teilnehmen zu können.
Das Sportereignis auf dem GelĂ€nde der âAlten Ziegeleiâ ist in der Enduroszene berĂŒhmt und beliebt â nicht umsonst pilgerten auch in diesem Jahr Adrenalinhungrige sogar vom benachbarten Ausland zum Traditionsverein nach Frickenhausen. In verschiedenen Leistungsniveaus kĂ€mpften Jugendliche, Einsteiger, Aufsteiger, Experten, Senioren und Damen um einen Podiumsplatz. Dabei musste sich die Expertenklasse vor drei hochkarĂ€tigen Sportlern âin Acht nehmenâ: Rally Dakar-Finisher Mike Wiedemann, Trialprofi Max Faude, sowie Enduroweltmeister Kevin Gallas. Mit unglaublichem Geschick, Siegeswillen und Beharrlichkeit gelang es diesen herausragenden Ausnahmetalenten, sich international einen Namen zu verschaffen. Das AufzĂ€hlen aller Titel und Erfolge wĂŒrde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Faude als auch Wiedemann sind im Ăbrigen Mitglied im gastgebenden Verein, so dass die Rennteilnahme selbstverstĂ€ndlich Ehrensache war. Ebenso erwĂ€hnenswert in diesem Kontext ist Chris Gundermann, der bereits den Titel âDeutscher Cross Country-Meisterâ innehat und auch in Frickenhausen auf Erfolgskurs war.
ZurĂŒck zum Rennen: Gestartet wurde in âLe Mansâ-Manier, das heiĂt, die Rennteilnehmer/innen mussten einen Sprint zur Sportmaschine hinlegen und diese zĂŒgig starten, um eine gĂŒnstige Startposition zu erreichen. Mit voller Traktion wurden die Stollen in den Boden gepresst. Wer es schaffte, sich in der jeweiligen Klasse sogleich die Spitzenposition zu sichern, dem gelang ein sogenannter âHoleshotâ, wie es im Motorsport-Jargon heiĂt. Mit voller Konzentration, stets auf der Suche nach der Ideallinie, unter stĂ€ndigem AbschĂ€tzen des passenden Tempos und GasstoĂes wurde die GelĂ€ndepiste bezwungen. Der Wassergraben mit seinen glitschigen BaumstĂ€mmen sorgte bei sonniger Witterung fĂŒr die ein oder andere Erfrischung. Runde um Runde bekamen die Motorsportler/innen mehr Routine, lernten die Strecke mit all ihren TĂŒcken kennen. Das bedeutete jedoch auch, dass diese zum einen immer stĂ€rker durchfurcht wurde und zum anderen irgendwann die Konzentration als auch Ausdauer der Sportler/innen nachlieĂen â ganz zu schweigen von den krampfenden Muskeln.
Bleibt an dieser Stelle zu klĂ€ren, warum sich die Fahrer/innen all dieser Strapazen ausliefern, wenn man doch auf die Option eines ruhigen, entspannten Wochenendes zurĂŒckgreifen könnte. Dies fragte sich auch Dieter Knöll, Mitglied im Rad- und Motorsportclub Reutlingen, der seit 2001 in Frickenhausen an den Start geht, ĂŒblicherweise aber auf Motocross-Strecken unterwegs ist. âKlar hĂ€tte ich es auch ruhiger haben können an diesem Wochenendeâ, meinte er lachend. âAber die Rennen in Frickenhausen machen einfach immer SpaĂ, sind endurolastig und abwechslungsreich.â Der 51-jĂ€hrige Motocrosser und Familienvater fĂŒgte hinzu, dass er nach dem Endurorennen erst einmal mit seiner Frau zu Hause im Whirlpool fĂŒr wohl verdiente Erholung sorgen wird.
Nicht nur MĂ€nner stellten sich diesem herausfordernden Sportereignis. In diesem Jahr ist die teilnehmende Damenwelt in verhĂ€ltnismĂ€Ăig groĂer Anzahl vertreten, insbesondere vom gastgebenden Verein. Die Schwestern Sofie und Marie Wolfer gingen fĂŒr den MSC Frickenhausen an den Start, ebenso Alexandra Mack, Sabrina Augstein, Shannon GrĂ€ber, Stefanie Körting und Nena Reichenberger, die erfolgreich ihr allererstes Endurorennen bestritten hat. Höchst fokussiert kĂ€mpften sie sich ins Ziel und wurden fĂŒr ihre Leistung mit hervorragenden Platzierungen belohnt. Da zog so mancher Mann den Hut beziehungsweise Crosshelm. FĂŒr die mĂ€nnlichen Kollegen aus Frickenhausen lief es ebenso glatt: Die Lokalmatadore waren auch in diesem Jahr nicht zu bremsen und lieĂen sich von der starken Konkurrenz keinesfalls aus dem Konzept bringen. Ingo Trost, der selten das Siegertreppchen verfehlt, fuhr in seiner Klasse an beiden Tagen den Rundenrekord ein und belegte jeweils Platz zwei. Lediglich Frank Wiedemann, Vater von Mike Wiedemann, konnte Trost samstags und sonntags von Platz eins verweisen. Zwei gelungene Veranstaltungstage also, an denen nicht nur die Platzierungen, sondern auch Wetter, Stimmung und Verpflegung gepasst haben.
Die Platzierungen der Lokalmatadore von Samstag, den 9.7.2022:
Klasse Jugend
Platz 5: Shannon GrÀber
Klasse EC7: 1971 oder Àlter
Platz 2: Ingo Trost
Platz 3: Armin Körting
Platz 4: Christoph Walz
Platz 5: Clemens Pfeiffer
Platz 8: Steffen Walz
Platz 12: Jochen Brodbeck
Platz 14: Uwe Augstein
Platz 35: Frank Deuschle
Klasse EC6: 1981 oder Àlter
Platz 2: Sergio Vila Pouca
Platz 8: Stephan Freyberger
Platz 9: Jörg Hermann
Platz 13: Eugen Peter
Klasse EC4: Damen
2. Platz: Sofie Wolfer
7. Platz: Nena Reichenberger
9. Platz: Stefanie Körting
11. Platz: Marie Wolfer
13. Platz: Sabrina Augstein
14. Platz: Alexandra Mack
Klasse EC3: Einsteiger
8. Platz: Sean-Collin GrÀber
9. Platz: Lukas Hellstern
19. Platz: Roland Blechschmied
20. Platz: Kevin Schedlbauer
26. Platz: Paul Dahlke
38. Platz: Florian Thieme
39. Platz: Jonathan Deuschle
43. Platz: Mario Heinzel
50. Platz: Christian Kraft
59. Platz: David Bush
68. Platz: Thomas Hertle
69. Platz: Hans Wanke
71. Platz: Stefan GrÀber
Klasse EC2: Aufsteiger
6. Platz: Tom Brodbeck
9. Platz: Mika Schwenk
10. Platz: Simon Nisi
25. Platz: Lukas Wolf
28. Platz: Marc Huse
Klasse EC1: Profi
2. Platz: Mike Wiedemann
12. Platz: Maximilian Kromm
15. Platz: Max Faude
Die Platzierungen der Lokalmatadore von Sonntag, den 10.7.2022:
Klasse Jugend
Platz 4: Shannon GrÀber
Klasse EC7: 1971 oder Àlter
2. Platz: Ingo Trost
4. Platz: Clemens Pfeiffer
5. Platz: Armin Körting
6. Platz: Christoph Walz
8. Platz: Steffen Walz
12. Platz: Jochen Brodbeck
19. Platz: Frank Deuschle
28. Platz: Uwe Augstein
Klasse EC6: 1981 oder Àlter
5. Platz: Stephan Freyberger
6. Platz: Jörg Hermann
11. Platz: Matthias Mack
Klasse EC4: Damen
2. Platz: Sabrina Augstein
4. Platz: Stefanie Körting
9. Platz: Marie Wolfer
10. Platz: Sofie Wolfer
11. Platz: Alexandra Mack
Klasse EC3: Einsteiger
4. Platz: Lukas Hellstern
12. Platz: Sean-Collin GrÀber
14. Platz: Paul Dahlke
15. Platz: Kevin Schedlbauer
26. Platz: Mario Heinzel
30. Platz: Thomas Hertle
33. Platz: David Bush
39. Platz: Christian Kraft
40. Platz: Stefan GrÀber
Klasse EC2: Aufsteiger
4. Platz: Simon Nisi
5. Platz: Tom Brodbeck
Klasse EC1: Profi
2. Platz: Mike Wiedemann
5. Platz: Max Faude
10. Platz: Maximilian Kromm
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