Enduro-Bericht

Vier Stunden „Staub fressen“ ĂŒber Stock und Stein

 

Fast 500 Teilnehmer und mehr als tausend Besucher leben ein Wochenende lang Motorsport

 

Ausgebuchtes Haus beim grĂ¶ĂŸten Offroad-Event im Land. Rund 470 Teilnehmer waren am Wochenende beim 4-Stunden-Enduro in Frickenhausen auf der Piste. Der MSC Frickenhausen sorgte im JubilĂ€umsjahr mit neuen Herausforderungen fĂŒr Spaß beim Teilnehmerfeld und den mehreren tausend Zuschauern.

 

ULI WEISSINGER

 

Frickenhausen. Man sieht es schon von weitem. Dichte Staubschwaden hĂ€ngen ĂŒber Frickenhausen. OrtsansĂ€ssige und Eingeweihte wissen, es ist wieder soweit: der MSC lĂ€dt zum traditionellen ADAC-Pirelli-Cup. Die bunte Fangemeinde folgt dem Ruf dankbar und macht Station auf dem GelĂ€nde der alten Ziegelei. Von Freitag bis Sonntag schlagen die Teilnehmer dort eine farbenfrohe Zelt- und Campingstadt auf. Dann heißt es fĂŒr die Helfer, letzte Vorbereitungen treffen und fĂŒr die Teilnehmer Strecke besichtigen, beste Linie ausspĂ€hen. Außerdem fĂŒr alle BenzingesprĂ€che fĂŒhren und Spaß haben.

 

Zum 60. VereinsjubilĂ€um haben sich die Veranstalter dieses Jahr nicht lumpen lassen und eine neue, noch anspruchsvollere Strecke ausgeflaggt. Auf fast fĂŒnf Kilometern verlangte sie mit Wassergraben, BaumstĂ€mmen, kniffligen Auffahrten im Wald und Vollgaspassagen den Fahrern alles ab. Auch das Wetter passte zum JubilĂ€um, der traditionelle Platzregen blieb in diesem Jahr aus. Deshalb gab es an beiden Renntage gab es nur zwei Alternativen und dies abwechselnd im 5-Minuten-Takt – die Schnellsten benötigten knapp 10 Minuten fĂŒr eine Runde: „Staub fressen“, wie es ein Teilnehmer formulierte oder „sich im Wald abmĂŒhen“. Damit meinte er das staubige Infield, mit seinem trockengefahrenen Lehmboden, schlechter Sicht, den zahlreichen SprĂŒngen und engen Kurven und auf der anderen Seite das WaldstĂŒck mit Wurzeln, matschigen Auf- und Abfahrten und „Karls Vesper“. In Anlehnung an „Carls Diner“, einer Passage mit mannshohen Felsblöcken beim österreichischen Erzberg Rodeo, dem hĂ€rtesten Enduro-Rennen der Welt, hatten die Organisatoren eine SchlĂŒsselstelle kreiert. An dieser schrĂ€gen, steilen und zerfurchten SchlĂŒsselstelle trennte sich an beiden Tagen die Spreu vom Weizen. Nicht wenige brauchten mehrere AnlĂ€ufe, um die Stelle zu passieren. Zuschauer konnten dort nicht nur schwitzende und ausruhende Rennteilnehmer sehen. Auch die beiden Streckenposten, die dort alle HĂ€nde voll zu tun hatten, sah man des Öfteren mit roten Köpfen, wenn sich in einer Kettenreaktion wieder mehrere MotorrĂ€der festgefahren hatten und sie helfen mussten.

 

Enduro

 

Neben den â€žĂŒblichen VerdĂ€chtigen“ waren dieses Jahr in Frickenhausen zum ersten Mal auch Fahrer in zwei neuen Kategorien am Start. In der E-Bike-Klasse fuhren zwei Teams um den Sieg. Die fast gerĂ€uscharmen MotorrĂ€der sorgten sowohl beim Start, als auch auf der Strecke immer wieder fĂŒr Verwunderung bei den Zuschauern. MotorrĂ€der mit einer solchen Power, die keinen LĂ€rm machen, das passt fĂŒr Viele – noch – nicht zusammen. Die zweite Neuerung war eine Wertung fĂŒr Nachwuchsfahrer ab 14 Jahren. Die Schnellsten in dieser Klasse waren ĂŒberraschend Lukas Pfeifer und Timo Samuel aus Frickenhausen. FĂŒr die beiden 15-jĂ€hrigen war es das erste Enduro-Rennen ĂŒberhaupt. Ganz unerfahren sind sie aber nicht. Normalerweise tummeln sie sich bei den baden-wĂŒrttembergischen Meisterschaften im Trial, wo es nicht auf die Geschwindigkeit, sondern auf die Technik ankommt. Dabei haben die beiden Youngsters schon den einen oder anderen Platz auf dem Treppchen eingefahren. Das erklĂ€rt auch ihren Erfolg auf der anspruchsvollen Strecke in Frickenhausen.

 

Dass das Konzept des MSC Frickenhausen auch in diesem Jahr wieder aufgegangen ist, zeigen die vielen zufriedenen Gesichter nach dem Rennwochenende. Vereinsvorstand Markus Erb und sein Team wurden wieder mit Lob ĂŒberhĂ€uft. „Frickenhausen ist die beste Strecke des ganzen Cups“, lobte Thomas GĂŒnther aus dem AllgĂ€u, der Gewinner der Soloklasse am Samstag. Er muss es ja wissen, schließlich ist er Husaberg-Werksfahrer. Auch Nina OppenlĂ€nder aus Marbach, Vizeweltmeisterin im Mannschafts-Enduro, ist extra nach Frickenhausen gekommen, obwohl sie ihre Endurostiefel wettkampfmĂ€ĂŸig an den Nagel gehĂ€ngt hat. Auch fĂŒr nĂ€chstes Jahr hat sie ihr Kommen bereits angekĂŒndigt. „Die Helfer können stolz auf sich sein, dass sie dieses großartige Event auf die Beine gestellt haben“, lobte Erb gestern Abend seine vielen Helfer.

 

Nicht nur der sportliche Part ist in Frickenhausen gut angekommen, auch bei der Party am Samstagabend im Festzelt hatte der MSC mit dem Programm den richtigen Riecher. Mehr als 1.000 Besucher und viele Teilnehmer feierten mit. So kam es auch zu einer lustigen Aussage eines Fahrers, der sein Rennen am Sonntag hinter sich bringen „musste“: Auf die Frage, was er sich vom MSC fĂŒrs nĂ€chste Jahr wĂŒnscht, antwortete er: „Dass das Festzelt um 12e zu macht!“